Botschafter für Menschlichkeit: Eduard Freisinger verabschiedet sich nach 26 Jahren
Die große Bühne brauchte er nicht. Eduard Freisinger war keiner, der sich selbst in den Mittelpunkt stellte, sondern in den Dienst der „Schwächsten unserer Gesellschaft“ wie MdL Dr. Harald Schwartz (CSU) in seiner Rede betonte. Umso mehr wurde er gefeiert, als er sich jetzt – pünktlich zu seinem 70. Geburtstag – nach einem Vierteljahrhundert als Vorstandsvorsitzender von der Lebenshilfe Amberg-Sulzbach, den Jura-Werkstätten und den Jura-Wohnstätten verabschiedete.
Mehr als 120 Gäste waren dafür in die Rupert-Egenberger-Schule gekommen – Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter aus Politik, Gesellschaft und den Reihen der Lebenshilfe. Was sie verband: große Wertschätzung und Dankbarkeit für einen Mann, der die Lebenshilfe-Vereine während seiner Amtszeit zu „einem Leuchtturm für Inklusion“ geformt habe, der weit in die Region ausstrahle, so Martin Preuß. Er war an diesem Tag stellvertretend für den Bezirk Oberpfalz vor Ort. „Es würde zu weit führen, alle Projekte, um die du dich verdient gemacht hast, vorzustellen“, betonte Freisingers Nachfolger Bernhard Vahle. Einige nannten er und Aufsichtsratsvorsitzender Martin Schafbauer dann aber doch: den Neubau von Schulvorbereitenden Einrichtungen und Frühförderstellen, eine Werkstätte für Menschen mit psychischen Erkrankungen in Sulzbach-Rosenberg, den Neubau einer Werkstätte für Menschen mit Behinderung in Amberg sowie eine inklusive Appartementanlage. Dazu über 1.000 Mitarbeitende, 1.600 betreute Menschen und ein Haushaltsvolumen von 50 Millionen Euro jährlich. Aber wichtiger als die Zahlen sei das Miteinander gewesen: „Du hast immer Menschen gefunden, die mit dir auf derselben Seite an einem Strang gezogen haben“, so Schafbauer.
Franz Mädler vom Landratsamt Amberg-Sulzbach sprach von Freisinger als „Botschafter für Menschlichkeit“ und auch in den anderen Reden war spürbare Hochachtung herauszuhören. So lobten MdL Bernhard Heinisch (FW) und Richard Tischler (Landratsamt Schwandorf) Freisingers unermüdlichen Einsatz für Inklusion und Teilhabe.
Als Anerkennung für sein außergewöhnliches Engagement wurde Eduard Freisinger während des Festakts zum Ehrenmitglied der Lebenshilfe Amberg-Sulzbach ausgezeichnet und erhielt von Friedrich Weinbeck vom Landesverband der Lebenshilfe Bayern die Lebenshilfe-Medaille als Auszeichnung mit den Worten: „Du warst für viele ein Vorbild und Wegbereiter.“ Als Anerkennung wurde Freisinger zum Ehrenmitglied der Lebenshilfe Amberg-Sulzbach ernannt.
Wer an diesem Vormittag zuhörte, spürte: Hier geht jemand, der nicht nur verwaltet, sondern gestaltet hat. Ein Visionär, der Inklusion nicht als Modewort verstand, sondern als Haltung. „Es ist normal, verschieden zu sein“ – dieser Satz war Freisingers Kompass. Als Vater eines Sohnes mit Down-Syndrom wusste er genau, wovon er sprach.
Das zeigte sich auch im Programm der Feier: Kinder des Inklusiven Kindergartens „InKi“ und der Kinderkrippe Mittendrin tanzten, Bewohner der Jura-Wohnstätten rappten, ein inklusives Musikprojekt begleitete den Festakt. Moderiert wurde das Ganze – im Sinne Freisingers – von Selbstvertreterinnen und -vertretern der drei Vereine.
Nun beginnt ein neues Kapitel – für die Lebenshilfe mit hauptamtlicher Führung unter Bernhard Vahle. Und für Eduard Freisinger mit mehr Zeit für die Familie. Doch eines wurde an diesem Vormittag klar: Seine Spuren bleiben. In Menschen. In Haltungen. In einer Gesellschaft, die offener geworden ist.
Wir sagen herzlichen Dank für all das Geleistete - und alles Gute sowie viel Gesundheit für die Zukunft!